Lyrische Gespräche und melodramartige Dialoge erzählen von der Liebe: vom sanften Verglühen der Leidenschaft, die wie ein Kaminfeuer langsam vergeht; von der Liebe zu einer Opernsängerin, die man vom Stehplatz aus anhimmelt; und von der Genugtuung, wenn es gelingt, sie festzuhalten in einer heimlich geschossenen Photographie...
Leidenschaft ist vergänglich, gewiß; aber Julian Schutting gelingt es, uns zu beweisen, dass von der Liebe doch immer etwas zurückbleibt.
born 1937 in Amstetten. Study of Histroy and German language and literature. Lives in Vienna. Numerous literary awards. For his writing Julian Schutting received numerous awards, among others the Trakl-Prize and the Wildgans-Prize.
A poet embarks on a journey. We accompany him on his path through all kinds of natural and cultural landscapes, which his words smoothly adapt to. The accuracy of his gaze and his perspective allow us to take part in the visual adventures and broadening horizons he encounters. With him we witness the Czar’s homecoming to St. Petersburg, wander through a Japanese forest and through modern Moscow, visit the Museum of the Revolution in Hanoi and admire the Windcatchers of Yazd in Iran.
A collection of poetically condensed moments, lifted out of their everyday rut by our senses and illusions.
Eloquent and with fine irony Julian Schutting attends to the great topics of literature: What turns a poem into a poem, how to treat political topics without slipping into humanitarian banalities, and how to nowadays still write nature poems? “To the moon” is the exemplary summarisation of Schutting’s poetry.
Against every prevailing trend he sings the praises of Orphelia’s waterbed, refers to Schiller’s Nenia and makes songs rush through raging seas. In refined compositions, Julian Schutting’s poems carry us away into a world that is in dept to Enlightenment, to sensuality and delight for language. This bow to poetry results on its part in great poetry, and to the one who gets into it, the power of the word opens up. But he isn’t too serious about it, and so one can allow to be fooled with pleasure.
Vieles, an dem der Dichter als Einzelgänger achtlos vorüberginge, rührt ihn ans Herz, wenn er denkt: Schade, dass ich zu ihr, der ja jetzt nur in meinen Gedanken Anwesenden, nicht „Schau!“ sagen kann. So trägt er das Gesehene und Erlebte im Kopf nach Hause, denn es wird ihr auch als ein von ihm Beschriebenes gefallen.
Julian Schutting führt Spielarten einer Seelenliebschaft vor, eines luftigen, aber mit starken Fäden ausgestatteten Gespinsts, belebt von einem Hauch von Sinnlichkeit, der die gemeinsam betrachteten Dinge in ein neues Licht taucht; einer frei schwebenden Zusammengehörigkeit, die sich auch in Unterhaltungen über Dinge des Alltags ausdrückt, in heiteren Wechselreden, einem scherzhaft-fiktiven Frage-und-Antwort-Spiel. Ein halb vollkommenes Glück, das aber vielleicht nur ein geborgtes ist: „bis zu unserem ersten Tag hab ich an ein leichtes Dahingehen geglaubt. aber von dem an weiß ich, du wirst mir eine Abschiedserschwernis sein: mein Ein und Alles in dir zurückzulassen!“
Was verbindet Wolframs von Eschenbach Versepos Parzival, Richard Wagners Oper Parsifal und Mozarts/da Pontes Oper Don Giovanni? Alle drei Werke sind wichtige Prätexte für Julian Schuttings Gralslicht, ein idealtypisches Beispiel für gekonntes postmodernes Spiel mit intertextuellen Bezügen. Die Figuren P (Parzival/Parsifal), K (Cundrie/Kundry) und G (Don Giovanni/Gurnemanz) verhandeln darin die Beziehung zwischen Mann und Frau, den Kuss als Versuchung oder Erlösung, die Mitleidsfrage, Schuld, Unterlassung und Wagners Antisemitismus und Misogynie. Neben theoretischen Fragen zu Konzepten, Kriterien, Formen, Bezugsfeldern und -möglichkeiten sowie Funktionen von Intertextualität werden in dieser Studie rund 230 intertextuelle Verweise entschlüsselt und interpretiert.
»die Tagebuchform hat mir nie zuvor Erprobtes gestattet, vielerlei von dem, was mir der Tag oder die Nacht so zuträgt, nicht verwehen zu lassen, und so durfte beispielsweise von Naturbetrachtungen und anderen Sinneswahrnehmungen umschlossen werden das von der Zeitungs-, Radio- oder Fernsehwelt Vermittelte. Eine Genugtuung war mir im Niederschreiben diverser Einzelheiten die Vorstellung: einen jeden, den dies und das genauso aufschauen und aufhorchen ließe wie mich, verwundert, davon angetan, darüber belustigt, kann ich zwar nicht an der Hand nehmen und dorthin führen, aber ich kann es, halbwegs gut beschrieben, weitererzählen, vorderhand ins Leere. und so durfte ich auch als ein enthusiastischer Mensch den einen oder anderen Gedanken von klugen Freunden würdigen, sozusagen auch verewigen von Passanten oder Mitreisenden in der Eisenbahn aufgeschnappten, bemerkenswerten Satz. daß es mir, bei aller einem leidenschaftlichen Flanierenden und Spaziergänger selbstverständlichen Hingabe an die Außenwelt, nicht gelungen ist, von meiner Schriftstellerexistenz Abstand zu nehmen, mag ein geringeres Manko sein, als daß mir meine Kindheit nachhängt in politisch gefärbten Träumen. was immer einen Roman als einen Roman charakterisiert – mein Roman wäre das da!«
Julian Schutting
Der Mensch ist des Menschen Wolf, davon erzählen nicht zuletzt die Märchen. Allerdings wissen sie die unzumutbare Wahrheit schonungsvoll zu verhüllen. Wie wäre es, fragt sich Julian Schutting, wollte man etwas von dem, was an Gräßlichkeiten, an lokalen Tragödien tagtäglich geschieht und in Bild und Ton zu den Kindern dringt, in Märchenform erzählen? Könnte dies die Wahrheit tragbarer, ertragbarer, wenn schon nicht erträglich machen?