Was das metaphorische Umfeld betrifft, rekurriert Falkner auf Vorgaben, die wir zu kennen glauben, nur nicht in dieser Intensität. (...) Über weite Strecken sucht der Text, der eine Prosa-Inszenierung ist, die heftigsten Momente, die zu haben und zu erfahren sind. Im Fall der \'Kaltschweißattacken\' vermeint man, wenn die Autorin den Text liest und dabei geradezu in ihn hineinfällt, fast so etwas wie eine antike Kindsmörderin vor sich zu sehen: „Ich bin die Mutter. Ich kann mit ihnen machen was ich will.\"
DIE PRESSE, Klaus Kastberger
Michaela Falkner ist eine militante Romantikerin. Sie will etwas bewegen mit ihrer Kunst - egal, ob mit ihren Büchern, ihren Manifesten und Verkündungen oder mit ihren Performances. Dazu ist sie bereit, sich selbst einzusetzen und rückhaltlos auszusetzen.
DEUTSCHLANDFUNK, Michaela Schmitz
Falkners Prosa liest sich wie ein immer schneller, immer schriller werdender Fiebertraum. Kurze, hingeworfene Sätze lassen Bilder entstehen, die an Filme von David Lynch erinnern. Kleine Miniaturen großer Gefühle, Momentaufnahmen von Hass, Wut und Verzweiflung, Beschreibungen einer wilden unerklärlichen Hingezogenheit zu einem Menschen, ständiges Aufblitzen einer enormen destruktiven Energie ... Herkömmliche Begriffe wie Mutterliebe, zärtliche Zuneigung, familiäre Geborgenheit werden weggespült von einem beispiel- und beistrichlosen Schwall an Gewaltfantasien, bei denen die eigenen Kinder ebenso selbstverständlich als Zielobjekte eingesetzt werden wie der eigene Körper. Falkner, die in ihren Performances ihre Texte als „sprachliche Kampfeinheiten“ durchexerziert, führt diesen Kampf bewusst ohne jeden Kompromiss. Gefangene werden nicht gemacht. „Kaltschweißattacken lässt sich als Sprach-Experiment lesen, als auf die Spitze getriebene Negation gesellschaftlicher Konventionen oder als Vorlage für eine furiose, Gänsehaut erzeugende Performance.
APA, Wolfgang Huber-Lang
Michaela Falkner gehört mit ihren Texten und Performances zu den herausragenden Vertreterinnen einer Avantgarde, die nicht mehr auf die überlebensgroßen Vorbilder der Wiener Gruppe referiert, sondern sich selbstbewusst Fragmente von Sprach- und Gesellschaftskritik einverleibt, und diese spielerisch-ironisch zu neuen Formen des literarischen Sprechens umformt.
Ö1 Ex Libris, Peter Zimmermann
Es geht ihnen ja um die Modelle des Erzählens und darum, Intensität herzustellen. Und die kommen weniger aus ihrer persönlichen Erfahrungswelt, sondern die kommen von Modellen der Beschreibung her. Eine sehr dichte Arbeit.
Ö1 EX LIBRIS, Klaus Kastberger (aus einem Interview)
Michaela Falkner versteht ihre Arbeit als Dokumentation einer kritischen Zeitgenossenschaft. In \"Kaltschweißattacken\" erzählt sie erbarmungslos vom Tod einer Liebe ..., ihre Figuren fühlen sich keiner Moral verpflichtet. Sie weisen alles zurück, was an vorgefertigten Vorstellungen an sie herangetragen wird. Pathos, große, bisweilen monströse Gefühle, spielen in dieser Literatur eine zentrale Rolle.
ORF LES.ART, Katja Gasser
Der experimentelle Text ist eine dicht gewebte Textur aus hingebungsvollen Liebesbezeugungen und Haßtiraden, Gewaltexzessen, Angst-, Schmerz- und Panik-Attacken; durchbrochen von Hilferufen und dem Wunsch, dass es endet: \"Dann falle ich um ich falle einfach um.\" Im Gewebe verdichten sich Wortfelder zu situativen Fragmenten und Bedeutungsinseln: Es gibt Andeutungen einer Bahnfahrt, ein Wohnhaus mit Treppe und Garten, Krankenhaus- und Geburtsszenen, Weihnachtsvorbereitungen, Hinweise auf eine Kriminaluntersuchung. Der Rest findet in den Phantasien der Leser und in den Eingeweiden der Sprache statt. In dem Maße, in dem die Autorin das eigene Ich zum Austragungsort literarischer Entwürfe macht, wird die Sprache körperlich. Folgerichtig wird der im Wortsinn verstandene Text-Körper zum direkten Objekt der Gewalt. Michaela Falkner führt in ihren \"Kaltschweißattacken\" eine Operation am offenen Sprachherzen vor. In ihrer literarischen Performance fügt sie dem Fleisch gewordenen Wort offene Wunden zu. Es bleibt die Gewissheit: \"Es wird nicht wieder heil.\"
Die Autorin bricht der konventionellen Sprachlogik das Genick. Ihr Verfahren? Sie verschmilzt Sätze, Satzeinheiten oder -fragmente ohne Kommata miteinander. Damit öffnen sich die syntaktischen Elemente zum Vorangehenden und Folgenden. Die Wortbedeutungen werden unscharf, die Bezüge der einzelnen Satzsegmente uneindeutig. Der Effekt: Der gewohnte Ablauf der Lektüre wird zerstört; der Leser wird zum wiederholten Lesen gezwungen. Die Bedeutungen beginnen zu schillern, die möglichen Sinnebenen werden potenziert. Michaela Falkners Text drängt gerade zum Vortrag, zur Performance. Ein Vortrag, der keinen Widerspruch duldet. Der gewalttätige Text trifft den schutzlosen Leser. Falkners \"Kaltschweißattacken\" sind radikal, provokativ und schonungslos. Die Autorin stellt uns vor die Frage, warum wir im Text unerträglich finden, wovon wir in der Realität tagtäglich umgeben sind. Sie schreibt sich direkt in die Lebenswirklichkeit des Lesers hinein. Was kann man von einem literarischen Text Besseres behaupten?
LITERATURHAUS.AT, Michaela Schmitz
\"Kaltschweißattacken\" ist starker Tobak. Vordergründig als Liebesgeschichte getarnt, hintergründig als Tragödie um eine Mutter angelegt, die ihre Kinder verstößt, im Wald aussetzt ... weiß Falkner nicht nur mit der experimentellen Feder zu becircen, sondern sich auch auf die schleichende Nachgeburt ihres sprachlichen Könnens zu verlassen.
THE GAP, Eva Morocutti
Wunderbar ... Es freut mich ungemein, gemeine Sätze zu lesen, die hingeknallter, wirklicher und unbedingter glaube ich kaum sein könnten ... Hart, poetisch, lautmalerisch und dringend. Ich kann guten Gewissens behaupten, wenn Sie Derartiges lesen wollen, dann lesen Sie jetzt mal am besten Falkner ...
DUM, Erika Wurzenreiner