Highlights
8. April 2020
Katja Buschmann, Zschaitz (Mittelsachsen)
Hier, auf dem Land, merkt man es kaum. Spiel- und Sportplatz sind gesperrt, rot-weißes Absperrband flattert im Wind. Im Schaukasten, wo sonst Gemeinderatssitzungen und Fußballspiele angekündigt werden, hängt eine Anleitung zum Händewaschen. Der Gasthof ist jetzt ein Lieferdienst. Abstand gibt es ohnehin, zum Garten nebenan, in dem Kinder spielen, und auch zur Krise.
Bis sich im Nachbarsdorf eine Familie mit dem Virus infiziert. Kurz darauf ein Aufruf in den sozialen Medien, diese Familie doch bitte in Ruhe zu lassen, sie habe sich schließlich nicht absichtlich angesteckt. So ist es auch, auf dem Land. Alles identifizierbar, rückverfolgbar.
Ich telefoniere mit einer Freundin in Israel. Gehamstert wird ebenfalls, allerdings kein Toilettenpapier. Stattdessen sind die Eier aus. Eigentlich wollte meine Freundin über Ostern nach Deutschland kommen. Den Flug konnte sie auf Ende August umbuchen: „Falls man dann fliegen kann.“ Pause. „Falls es dann noch Fluggesellschaften gibt.“
Jedem Thema, das wir anschneiden, folgt ein „falls“: Falls es dieses noch gibt, jenes. Buchläden. Cafés. Alte Menschen, entfährt es meiner Freundin, sie hat Bilder aus New York gesehen. Ein Feldlazarett im Central Park. Wir schweigen. Im Garten nebenan quietscht das Trampolin bei jedem Auf und Ab, ein gleichmäßiger Takt. Es ist ein sonniger Tag, und man könnte hier auch vergessen, dass es eine Krise gibt, ein Virus, das die Welt in Atem hält. Meine Freundin sagt: „Ich wollte ja schon immer mal mit dem Schiff fahren.“
Falls man dann mit dem Schiff fahren kann.