Coverabbildung von "Der Keller"

Thomas Bernhard Lukas Kummer (Illustrationen) - Der Keller

Eine Entziehung

Der zweite Band von Lukas Kummers hochgelobter Graphic Novel nach Thomas Bernhards „Autobiographischen Schriften".

Im zweiten Band der Autobiographischen Schriften beschließt der Schüler Thomas Bernhard, sich seinem Leben zu entziehen. Statt weiterhin die Schule zu besuchen, findet er im Keller einer Lebensmittelhandlung am Rande der verhassten Stadt, im Wohngetto der Besitzlosen und Kriminellen, eine Lehrstelle. Er lernt dort die von der Gesellschaft Ausgestoßenen kennen, denen er sich nahe fühlt, und er lernt erstmals, was es heißt, angenommen zu werden und „nützlich“ zu sein. Der Alltag im „Keller“ erweist sich als heilsam, die „Vorhölle“ wird zur „Zuflucht“, bis eine schwere Krankheit Bernhards Lehre ein jähes Ende setzt. Für den Ton des Autors findet Lukas Kummer hier eine aufgelockerte Bildsprache. Er begleitet Thomas Bernhard mit präzisem Strich durch diese vielleicht hellste Zeit seiner Jugend.

Erhältlich als

  • Hardcover
    112 Seiten
    Format: 170 x 240
    ISBN: 9783701717163
    Erscheinungsdatum: 27.08.2019
    22,00 inkl. MwSt.
Bestellen

Sie können dieses Buch vormerken:

Autor*innen
Thomas Bernhard

geboren am 9. Februar 1931, gestorben am 12. Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). 1952-1957 Musik- und Schauspielstudium an der Akademie Mozarteum Salzburg, ab 1957 freier Schriftsteller. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Österreichischer Staatspreis 1967, Georg-Büchner-Preis 1970.

Lukas Kummer (Illustrationen)

geboren 1988 in Innsbruck. 2007 zog er nach Kassel, um Illustration und Comic zu studieren. Seit 2009 arbeitet er als Illustrator, Autor, Storyboard Artist und Gestalter. 2014 Studienabschluss bei Hendrik Dorgarthen. Seine Arbeiten wurden in Fanzines und Anthologien veröffentlicht, u.a. in „Triebwerk“, „Tisch 14“ und „Batterie“, seine erste Graphic Novel „Die Verwerfung“ erschien 2015, „Die Gotteskrieger“ 2017. Seine Thomas Bernhard-Graphic Novels „Die Ursache“ (2018, Comic-Bestenliste), „Der Keller“ (2019), „Der Atem“ (2021), "Die Kälte (2023) und „Ein Kind“ (2024) finden begeisterten Anklang.

Pressestimmen

Die Zeichnungen arbeiten wie Bernhards Sprache mit Wiederholungen. Sie setzen den typisch Bernhard’schen Rhythmus überzeugend ins Bild.
[Quelle: DER STANDARD]

(…) wieder hat man das Gefühl, Bernhard und Kummer haben zusammengearbeitet.
[Quelle: Peter Pisa, KURIER]

Die im dritten Lehrjahr zugezogene schwere Lungenerkrankung wird in einem einzigen vogelperspektivischen Blick in einen Krankensaal angedeutet. Er gibt wohl auch einen Vorgeschmack auf die Graphic Novel Version des dritten Bands, "Der Atem. Eine Entscheidung". So seltsam es klingen mag: Man darf sich darauf freuen!
[Quelle: Wolfgang Huber-Lang, APA]

Man kann dem Residenz-Verlag in der Bernhardstadt Salzburg nur fortwährend zur Idee gratulieren, den genialen Zeichner Thomas Kummer für die Gestaltung der Thomas Bernhard – Graphic Novels gefunden zu haben. Er schafft es mit leichtem Strich, die Schwere der bernhardschen Gedankenwelt zu binden, das ist starke Kunst ohne Mätzchen, immer nah am Oeuvre des großen Österreichers (…) Lukas Kummer gelingt es wunderbar, die Spezifik der Sprache Thomas Bernhards in seine eigene Bildwelt zu exportieren. Durch minimale Veränderungen seines Strichs in sich wiederholenden Bildmotiven, die parallel zu Bernhards sich minimal veränderndem Textmantra verlaufen, schafft er ein Gesamtwerk, das Bild und Text dynamisch vereint. Fette Bildwelt, knorke Kunst, geiles Teil!
[Quelle: Frank Willmann, NEUES DEUTSCHLAND]

(…) wieder ist Kummer ein großer Wurf gelungen, der der Vorlage absolut gerecht wird. Er hat konsequent die Textfläche auf das Wesentliche und zentrale Motive hin verdichtet und streng formalisierte Panelflächen gestaltet, mit denen er den Rhythmus des Bernhardschen Erzählduktus grafisch umsetzt. (…) Kummers Version ist eine eigenständige Interpretation. Als solche macht sie neugierig, Bernhards Autobiografie in Gänze zu entdecken. Dass Kummer das gelingt, ist nicht wenig.
[Quelle: Andreas Gebhardt, HESSISCHE ALLGEMEINE]

Mit Lukas Kummers Illustration dieser Geschichte werden die Bilder, sowohl zu diesem Zeitfenster der Nachkriegszeit als auch zu den von Bernhard empfundenen Zwängen, eindrucksvoll und sehr individuell unterstrichen.
[Quelle: VOICES OF THE STREET]

Graphic Novel mit Sogwirkung.
[Quelle: Holger Moos, GOETHE.DE]

Graphic Novels zählen längst zur etablierten Literatur.  Jetzt hat Lukas Kummer sich dem Lebensbericht von Thomas Bernhard angenommen. Kein leichtes Unterfangen bei diesem Autor – doch ein geglücktes.
[Quelle: RHEINISCHE POST]

Lukas Kummer hat aus der planvoll von enervierenden Endlossätzen und wahnwitzigen Wiederholungen geprägten Prosa eine großartige Graphic Novel gemacht.
[Quelle: Hendrik Werner, WESER KURIER]

„Der Keller“ ist eine faszinierende, wenn auch düstere Komposition aus den autobiographischen texten Thomas Bernhards des Jahres 1976 und der eigenwilligen Illustration Lukas Kummers. Dieses gewagte Unternehmen erfährt hier tatsächlich eine kunstvolle, ausdrucksstarke Symbiose.
[Quelle: VOICES OF THE STREET]

Das Auflehnen des Ichs gegen die feindliche Umwelt und Bernhards eigenständige Sprache sind unter Kummers Feder alles andere als Begleitmaterial. Seine erschreckend symmetrischen Bilder sind Bernhards Texten ebenbürtig.
[Quelle: Giovanni Peduto, GIUBANSKI]

Als Nicolas Mahler den Roman "Alte Meister" und das Stück "Der Weltverbesserer" in seine typische, ebenso minimalistische wie ironisch-lakonische Bildersprache übersetzte, glaubte man, der große Misanthrop der österreichischen Literatur hätte in ihm den idealen Vermittler für eine junge, neue Leserschichte gefunden. Nun stellt sich heraus: Kummers Strich entspricht der Hermetik des in sich kreisenden, mit Wiederholungen und Insistierungen arbeitenden, sich in einen Furor steigernden, aber dennoch Distanz wahrenden Stils Thomas Bernhards noch besser.
[Quelle: Wolfgang Huber-Lang, APA]

Lukas Kummer ist mit seiner Graphic Novel „Der Keller“ ein außergewöhnliches und autobiographisches Stück Comic-Kunst gelungen.
[Quelle: Sven Biller, I-LOVE-URBANART]

Die Zeichnungen liefern eine ganz neue Sichtweise auf das Geschehen, sie visualisieren nicht nur, was geschieht, sie erschaffen auch eine eigene Welt in besonderen Farben. Wo man bisher bei Lesungen zuhören konnte, kann man jetzt auch zusehen, wie die Geschichte für die Figuren ihren Lauf nimmt.
[Quelle: Elke Schneefuss, LANDESZEITUNG]

Den so typischen Bernhard-Ton, dieses unbarmherzige Ausweglosigkeitsratern, treffen die beiden bislang vorliegenden Bände (…).
[Quelle: Joachim Leitner, TIROLER TAGESZEITUNG]

(…) magnificent. (…) Lukas Kummer has managed to convey the dark and pessimistic atmosphere of Bernhard’s autobiographical publications.
[Quelle: Thomas Hochwarter, AUSTRIAN CULTURE CHANNEL]

Kummer hat einen sehr klaren, kühlen Zeichenstil, die häufige Wiederholung nur leicht modifizierter Panels entspricht exakt dem sprachlichen System Bernhardts.
[Quelle: Christian Meyer-Pröpstl, CHOICES]

Wie im ersten Band bestechen auch im zweiten die formale Fertigkeit und der Aufbau. Mit der kristallin scharfen, kalten, präzisen Komposition in extremer, Zwischentöne vermeidender Technik (…) entspricht der Zeichner einfühlsam den monodisch-syntaktischen Hämmern der Textvorlage.
[Quelle: Reinhold Tauber, OÖ NACHRICHTEN]

Lukas Kummer hat für Bernhards Text eine ganz einmalige, durch minimalistische und sequenzielle Zeichnungen geprägte Bildsprache gefunden. Wie bereits beim Vorgängerwerk ist bemerkenswert, wie gekonnt die Bildsprache der Sprache des Originalwerks entspricht, die von Wiederholungen geprägt ist. Der Comic ist für geduldige Erwachsene geeignet, die Freude an anspruchsvoller grafischer Inszenierung haben.
[Quelle: Maria-Inti Metzendorf, EKZ]

(…) die Bilder von Lukas Kummer greifen die vielen Wiederholungen [im Text Bernhards] auf. (…) Alles ist sehr einfach dargestellt, schwarz-weiß ohne Schnörkel und das passt (…) gut zum Bernhard`schen Sprachkosmos.
[Quelle: LITERATURLEUCHTET]

Ebenso gelungen wie der erste Band.
[Quelle: PAGE ONLINE]

Dieser Mann hat Bernhard verstanden. Definitiv eine Graphic Novel mit Sogwirkung.
[Quelle: Matthias Eichardt, JENAER STADTMAGZIN]

Man liest und schaut und entdeckt in der Komprimierung der Graphic Novel Thomas Bernhard noch einmal für sich.
[Quelle: Christina Repolust, APROPOS]

(…) hervorragende Bilder (…). Ein schwarz-weißer Graphic Novel-Band, dessen Bildabfolge mit der Sogwirkung des Textes von Bernhard zeichnerisch sehr gut übereinstimmt.
[Quelle: Hermann Koch, P.S.]

Eine hervorragende, beengende, beängstigende Adaption von Thomas Bernhards Tagebüchern. Kummers erschreckend symmetrische Bilder sind Bernhards Text ebenbürtig.
[Quelle: Giovanni Peduto, TAGESSPIEGEL]

Entdeckungsreise zu dem österreichischen Großgrantler.
[Quelle: Christian Schlüter, BERLINER ZEITUNG]

Streng komponierte, Schwarz-Weiß-Grau-Bilder, die in ihrer Rhythmik und ihren Wiederholungen die Sprache Bernhards aufgreifen (…). Eine schöne Sache.
[Quelle: Oliver Herzig, XING.COM]

In „Der Keller“ entzieht sich der gequälte Schüler dem Gymnasium, dem Internat und dem Salzburger Bürgertum. Im Keller des Lebensmittelgeschäfts von Karl Podlaha lernt Bernhard, als soziales Wesen zu existieren und sich nicht zerstören zu lassen.
[Quelle: BÜCHER MAGAZIN]

… zu Recht wird zweite Band des Zeichners Lukas Kummer hochgelobt.
[Quelle: NOVUM]

Größtes Lesevergnügen!
[Quelle: Gert Damberg, WEEKEND]

Lukas Kummer trifft erneut den Nerv des Textes mit seinen Zeichnungen. Da möchte man am liebsten auch gleich zum Einkaufen in den Keller des Podlaha laufen. Eine schöne Fortsetzung der Comicreihe zu Bernhards autobiografischem Werk!
[Quelle: Anka Willamowius, BUCH-LADY.DE]

Weitere Bücher

Coverabbildung von 'Die Autobiographie als Grafik Novel'

Thomas Bernhard Lukas Kummer (Illustrationen) - Die Autobiographie als Graphic Novel

5 Bände im Schuber

"Die Ursache" und ihre Folgen: In fünf Bänden zwischen Dichtung und Wahrheit legt Thomas Bernhard offen, wie er der Schriftsteller wurde, der er war - von der Kindheit über die Internatszeit in Salzburg, die Lehre und das Studium bis zur Isolation des Achtzehnjährigen in einer Lungenheilstätte. Wer die Welt des Thomas Bernhard verstehen will, findet hier den Schlüssel: "Das ist die Geschichte eines jungen Menschen, auf dem eigentlich nur herumgetrampelt worden ist, sei es von Seiten der Stadt, ihrer Bewohner, der Verwandtschaft, ganz gleich." (Thomas Bernhard) Eine kongeniale Graphic Novel, die sich dem großen Autor mit Respekt und zeichnerischer Frische nähert.

Coverabbildung von 'Thomas Bernhards Salzburg'

Thomas Bernhard Nicolas Mahler (Illustrationen) Manfred Mittermayer (Nachwort) - Thomas Bernhards Salzburg

In Salzburg ist Thomas Bernhard aufgewachsen, hier hat er die prägenden Jahre seines Lebens verbracht, hier sind seine ersten Theaterstücke aufgeführt worden und seine ersten Bücher erschienen. „Eine perfide Fassade, hinter der alles Künstlerische absterben muss“, hat er Salzburg genannt, aber auch immer wieder beschrieben, dass es nichts Schöneres gebe als den Blick vom Mönchsberg hinunter auf die Festspielstadt. Ausgewählte Zitate belegen diese lebenslange Hassliebe, der kongeniale Zeichner Nicolas Mahler illustriert sie mit präzisen, liebevollen Bildern und der Experte Manfred Mittermayer begleitet sie mit einem kenntnisreichen Nachwort. Ein unverzichtbares Geschenk für Salzburg-Fans und Bernhardianer, die schon alles haben!

Coverabbildung von 'Autobiographische Schriften in einem Band'

Thomas Bernhard Erwin Wurm (Illustrationen) - Autobiographische Schriften in einem Band

Eine einzigartige Ausgabe: Zum Gedenken an den von ihm verehrten Thomas Bernhard gestaltet der international anerkannte Künstler Erwin Wurm ein ganz besonderes Buch. Er widmet dem Autor eine Serie von neuen Zeichnungen – zärtlich, ironisch und sehr persönlich. „Die Ursache“ und ihre Folgen: In fünf Erzählungen zwischen Dichtung und Wahrheit legt Thomas Bernhard offen, wie er der Schriftsteller wurde, der er war – von der Kindheit über die Internatszeit in Salzburg, die Lehre und das Studium bis zur Isolation des Achtzehnjährigen in einer Lungenheilstätte. Wer die Welt des Thomas Bernhard verstehen will, findet hier den Schlüssel.

Coverabbildung von 'Ein Kind'

Thomas Bernhard - Ein Kind

Thomas Bernhards Kindheitsjahre, der Anfang am Ende, ein Martyrium beginnt: die Schande einer unehelichen Geburt und der Vorwurf der Mutter: Du hast mein Leben zerstört! Es sind Jahre des Schreckens und des Krieges. Und es ist eine Zeit fern der Idylle, wenn auch nicht ohne Augenblicke des Hochgefühls.

Coverabbildung von 'Die Kälte'

Thomas Bernhard - Die Kälte

Eine Isolation

Mit der Einweisung in die Lungenheilstätte Grafenhof beginnt ein neues Kapitel in der Leidensgeschichte des jungen Thomas Bernhard. In der Isolation des Sanatoriums ist er den Ärzten, dem Pflegepersonal, den Mitpatienten und nicht zuletzt sich selbst und seinem Willen ausgeliefert. In der Hoffnungslosigkeit übt er die Auflehnung.

Coverabbildung von 'The Breath'

Thomas Bernhard - Der Atem

Eine Entscheidung

Durch eine schwere Lungenkrankheit wird Thomas Bernhard, nicht einmal achtzehnjährig, aus seinem Leben gerissen. Sein Körper zwingt ihn in die Isolation der Krankenhaussäle, in die Gesellschaft der gerade noch Lebenden. Seine letzte Station ist das Badezimmer, aus dem nur die Toten wieder herauskommen. Dort weiß er plötzlich, dass er nicht aufhören darf zu atmen, dass er leben will.

Coverabbildung von 'Der Keller'

Thomas Bernhard - Der Keller

Eine Entziehung

Eines Morgens beschließt der Schüler, sich seinem Leben zu entziehen. Im Keller, am Rande der verhassten Stadt, im Wohngetto der Besitzlosen und Kriminellen, sucht Thomas Bernhard sich eine Lehrstelle in einer Lebensmittelhandlung. Er lernt dort die von der Gesellschaft Ausgestoßenen kennen, und er lernt sich selbst begreifen.

Coverabbildung von 'Die Ursache'

Thomas Bernhard - Die Ursache

Eine Andeutung

Die Ursachen waren verheerend: das Internat ein Kerker, die Stadt eine Todeskrankheit, der Krieg und der Großvater, der ihm nur von Großem sprach, von Mozart, Rembrandt und Beethoven. Die Ursachen waren zerstörerisch, und sie hinterließen unauslöschliche Spuren im Leben und im Werk Thomas Bernhards.

Coverabbildung von 'Die Autobiographie'

Thomas Bernhard - Die Autobiographie

Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind

Einzigartig und einmalig: die autobiographischen Erzählungen Thomas Bernhards in einem Band! "Die Ursache" und ihre Folgen: In fünf Erzählungen zwischen Dichtung und Wahrheit legt Thomas Bernhard offen, wie er der Schrifsteller wurde, der er war - von der Kindheit über die Internatszeit in Salzburg, die Lehre und das Studium bis zur Isolation des Achtzehnjährigen in einer Lungenheilstätte. Wer die Welt des Thomas Bernhard vestehen will, findet hier den Schlüssel: "Das ist die Geschichte eines jungen Menschen, auf dem eigentlich nur herumgetrampelt worden ist, sei es von Seiten der Stadt, ihrer Bewohner, der Verwandtschaft, ganz gleich." (Thomas Bernhard)

Das könnte Sie auch interessieren

Coverabbildung von 'Ein Jahr mit Thomas Bernhard'

Karl Ignaz Hennetmair - Ein Jahr mit Thomas Bernhard

Das versiegelte Tagebuch 1972

1972 beschloß der Realitätenhändler Karl Ignaz Hennetmair, ein Freund und Nachbar von Thomas Bernhard, über die Vorfälle und Gespräche dieses Jahres ein Tagebuch zu führen, und schuf damit ein Dokument von unschätzbarem Wert für alle Bernhard-Verehrer. Auch seine Feinde wären weiland gut bedient gewesen, denn die Mitschrift zeigt so manche dunkle Seite des Meisters, aber wo gibt es sie denn heute noch, die Bernhard-Hasser? Der Dichter hat naturgemäß seine Schwierigkeiten mit der Außenwelt, zunächst nimmt sie ihn nicht wahr, doch mit wachsendem Ruhm beginnt sie ihn zu bedrängen, tritt ihm näher, als ihm lieb ist, und manchmal hat sie die Neigung, ihn – der nur seine Literatur im Kopf hat – schlicht und einfach für dumm zu verkaufen. Um all dem zu begegnen, hatte Bernhard Hennetmair. Der vermittelte ihm nicht nur seine Realitäten, seine Häuser und Wälder, und verschaffte ihm die notwendigen, möglichst günstigen Verträge, sondern stellte sich auch zwischen den Dichter und die Realität im Sinne des zu bewältigenden Alltags. Er kümmerte sich um den kaputten Fernseher ebenso wie um den Seelenmüll, fungierte als Deponie und Wiederaufbereitungsanlage. Stets hielt er Bernhard unerwünschte Besucher vom Leib und empfing ihn selbst im Kreise seiner Familie als Gast. Da wurde dann geplaudert, gescherzt und die halbe Welt ausgerichtet. Und später zog sich Hennetmair in sein Kämmerlein zurück und notierte. Und wir – neugierig, wie wir sind – lesen

Coverabbildung von 'Thomas Bernhard'

Manfred Mittermayer - Thomas Bernhard

Eine Biografie

Polarisierender Skandalautor, Klassiker der Weltliteratur, weltberühmter Dramatiker, österreichisches Phänomen: All das und noch viel mehr war Thomas Bernhard, dessen umfassende Biografie nun vorliegt. Der Thomas Bernhard-Experte Manfred Mittermayer fasst Leben und Werk des Autors in eine große Erzählung, die von Bernhards „Herkunftskomplex“ – der Familie seines Großvaters Johannes Freumbichler– bis zu seinem frühen Tod nach jahrelanger Krankheit reicht. Differenziert zeichnet Mittermayer das vielschichtige öffentliche Erscheinungsbild, aber auch die privaten Lebensstationen nach und setzt die wesentlichen Prosawerke und Theaterstücke in Bezug zu einem Lebensweg, der untrennbar mit der Nachkriegsgeschichte verbunden ist.