Ein Thema, drei Blickwinkel: Wovon Poeten, Twitterer und Schluckspechte reden, wenn es ums Zwitschern geht.
Die ganze Welt zwitschert, so oder so: Franz Schuh widmet sich als meisterlicher Essayist dem Zwitschern von Schluckspechten, ihrem Schwanken an der Kippe zwischen Souveränitätsutopie und Abhängigkeitsrealität, das zeigt, dass Leid und Verworfenheit ein gewichtiges Wort dabei mitzureden haben, wer oder was Menschen sind. Twitter hat dem arabischen Frühling zum Durchbruch verholfen, sagt man; ist Twittern also doch mehr als leeres Gezwitscher? fragt Kathrin Passig. Zur Frage, was Poesie und Vogelgezwitscher verbindet, ist wiederum Helwig Brunner zweifacher Experte, nicht nur als einer der wichtigsten jungen Lyriker im deutschsprachigen Raum, sondern auch als Ornithologe.
Erhältlich als
Klappenbroschur
Aus der Reihe "Unruhe bewahren"Mit einem Vorwort von Thomas Macho
112 Seiten
Format: 140 x 220
ISBN: 9783701715954
Erscheinungsdatum: 11.09.2012 €
20,00
inkl. MwSt.
E-Book
Aus der Reihe "Unruhe bewahren"
Mit einem Vorwort von Thomas Macho
112 Seiten
Format: 140 x 220
ISBN: 9783701743100
Erscheinungsdatum: 11.09.2012
In einem dramatischen Monolog läßt Franz Innerhofer Hanni R. ihr Leben erzählen: Schon der Vater war Knecht, in einem Sautrog hat er geschlafen, und das hat ihn hart gemacht, auch der eigenen Tochter gegenüber. Er schickt sie als Magd zu einem Bauern und läßt sie seine eigenen Erfahrungen wiederholen: Um zwei Uhr morgens muß sie aufs Feld, eggen, ackern, Futter heimführen; Essen gibt es erst, wenn die Tiere versorgt sind. Für „unerlaubte Liebschaften“ bleibt kaum Zeit. Dann kommt der Krieg, Hanni wird einem Wirt zugeteilt, für eine Weile kommt Abwechslung in ihr Leben. Doch kurz darauf setzt man sie wieder bei einem Bauern ein, dessen Felder an das Lager Gusen grenzen: „Jeden Tag haben wir vom Lager gewußt/ jeden Tag haben wir nicht über das Lager geredet/ haben uns nicht mehr zu reden getraut/ haben einfach mit dem Schrecken in uns/ dem Schrecken zugeschaut.“
Sprachlos wird Hanni im Laufe der Geschichte gemacht, die eine Geschichte der Angst ist: zuerst fürchtet sie den Vater, dann die Bäurin, die Gestapo und schließlich sogar den eigenen Mann.
Mit dieser Darstellung eines Lebens, das gerade deshalb so bedrückend wirkt, weil es – in dieser Gegend – nicht außergewöhnlich ist, kehrt Innerhofer zu dem Thema seiner frühen Romane zurück.
In ihrem literarischen Debüt nähert sich Kathrin Röggla mit lakonischem Witz dem, was man gemeinhin Wirklichkeit nennt. Dabei ist sie nicht auf einen bemühten Kunstcharakter ihres Blickes aus, sondern nimmt, was ihr ins Auge fällt. Alles lässt sich erzählen, "wenn man an der richtigen Schnur zieht."
Kathrin Röggla probiert Situationen aus, arrangiert Großstadt-Szenarien, deren Vorläufigkeit sich auch der nicht entziehen kann, der meint, alle Fäden in der Hand zu halten.
Allem Vorgefertigten wird misstraut: linearen Lebenswegen ebenso wie verordneten Sätzen - sie reißen ab, werden durch Einschübe und schiefe Bilder zum Kippen gebracht. Trocken und unsentimental zieht die Autorin Bilanz über das Leben, das am Straßenrand steht und kurz mal winkt: "alles ist beruf. und dann ist feierabend, und dann wird gegessen, und so wird es gemacht: man führt die gabel ins hirn und sticht zu, jemand schreit auf, die erbsen kollern die straße entlang, bis sie zurück im stammhirn sind und kinder kriegen. dann ist nachmittag und man ist vierunddreißig."