Karl Kraus oder Michael Kohlhaas, aber auch der Trotzkopf oder die widerspenstige Katharina: Daniela Strigl macht deutlich, dass ohne Trotz gar nichts geht.
Trotzig ist, wer, womöglich gegen bessere Einsicht, an etwas Unvernünftigem festhält. Man verbindet Trotz mit Eigensinn, ja Sturheit, zum anderen ist er eine Bedingung des Widerstands: Wer jemandem trotzt, der widersetzt sich, mitunter auch einer Übermacht. In ihrem Essay befasst sich Daniela Strigl mit historischen und literarischen Phänomenen des Aufbegehrens gegen die Obrigkeit. Mag der Querulant einen üblen Ruf genießen und der „Querdenker“ jüngst in Verruf geraten sein, so nötigt uns der Querkopf doch nach wie vor Respekt ab. In seiner weiblichen Ausprägung galt er lange als besondere Provokation. Doch macht all das den Trotz schon zur Tugend? Und ist Kunst in einer feindlichen Umgebung nicht auf Trotz angewiesen?
Erhältlich als
Klappenbroschur
Aus der Reihe „Unruhe bewahren“.
96 Seiten
Format: 140 x 220
ISBN: 9783701736355 Erscheinungsdatum: 14.04.2025 €
20,00
inkl. MwSt.
E-Book
Aus der Reihe „Unruhe bewahren“
96 Seiten
ISBN: 9783701747474 Erscheinungsdatum: 14.04.2025
Eine erstaunlich moderne Schriftstellerin und ihr vielschichtiges Werk
Die berühmteste österreichische Schriftstellerin des 19. Jhs. wurde lange nur als „Dichterin der Güte“ wahrgenommen. Doch sie war viel mehr: Poetische Realistin, Dramatikerin, Aphoristikerin, Fürsprecherin der Emanzipation, Kämpferin gegen den Antisemitismus, Offiziersgattin, Uhrmacherin und „Reitnärrin“. In der ersten Biografie seit 1920 verfolgt Daniela Strigl Ebner-Eschenbachs Weg von ihrer Geburt im südmährischen Zdislawitz bis zum späten Ruhm. Zerrissen zwischen adeliger Herkunft und sozialer Gesinnung, Ethos und Ironie, Ehrgeiz und Bescheidenheit, gesellschaftlichen Rücksichten und der Leidenschaft fürs Schreiben, hielt Ebner-Eschenbach gegen den Widerstand ihrer Familie, gegen die Häme der Theaterkritik unbeirrbar an ihrem Ziel fest.
Bozena gehört zu den großen starken Frauen der Weltliteratur und begründete 1875 Marie von Ebner-Eschenbachs Ruhm: Die schöne Dienstmagd mit ihrem „Paar rabenschwarzer Augen“, die „auch der mutigste Mann nicht ohne leises Grauen in Ungnaden auf sich gerichtet sah“, opfert ihr Leben der Buße für den erotischen Fehltritt, der das ihr anvertraute Mädchen ins Unglück gestürzt hat. Ebner-Eschenbach zeichnet das ergreifende Porträt einer aufrechten Frau und zugleich ein Panorama der Gesellschaft am Vorabend der 1848er- Revolution. Von der Kehrseite der Erziehung, der Überforderung durch eine mörderische Pädagogik, erzählt die brillante Novelle „Der Vorzugsschüler“ (1898), die Friedrich Torbergs „Schüler Gerber“ vorwegnimmt.
Das vielfältige Werk der Marie von Ebner-Eschenbach mit seiner feinen Psychologie und seiner klar formulierten Gesellschaftskritik verdient eine aktuelle Lesart. Gerade die Geschichte von Pavel, dem „Gemeindekind“, der von der Gemeinschaft ausgestoßen wird, dem aber gegen alle Widerstände ein sozialer Aufstieg gelingt, ist von bestürzender Modernität. Auch das unkonventionelle Debüt der Autorin – die 1858 anonym erschienene Briefnovelle „Aus Franzensbad“ – demontiert erfrischend scharf und voller Sprachwitz den damaligen Zeitgeist. Beide Werke zeigen ihren wachen Blick für die brennenden Fragen der Zeit und ihre kritische Haltung zu den Konventionen ihres eigenen Standes.