"Madame Stern" ist eine gelungene Kontrafaktur auf Gustave Flauberts "Madame Bovary". Peter Roseis Sittenbild einer völlig durchökonomisierten Gesellschaft ist so gnadenlos wie die Figuren selbst. Sein Roman liefert eine messerscharfe Analyse der Mechanismen ökonomischer Psychologie. Indem Rosei zeigt, wie ihre Agenten funktionieren, entlarvt er das System selbst. Die Fragilität des Systems spiegelt sich in der Erzählkonstruktion. Die streng geometrische, sternförmig zentrierte Geschichte kippt genau am Höhepunkt von Sterns Macht ins Bodenlose. Damit löst sich auch der geordnete Wahrnehmungszusammenhang und die klare Logik der Sprache auf. Alles zerfällt in Entropie. Der Strudel surrealer, halluzinativer Bilder bringt am Ende auch den Leser ins Taumeln. Schließlich ist auch er nichts weiter als ein Agent wirtschaftspolitischer Prozesse. Wie sein großer Kollege Gustave Flaubert, überlässt es Peter Rosei dem Leser, seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.
[Quelle: Michaela Schmitz, DEUTSCHLANDRADIO]
Je älter Peter Rosei wird, umso kürzer werden seine Romane. Für seinen jüngsten braucht der 66-jährige Erzähler und Essayist aus Wien nur 150 konzentrierte Seiten, und doch bietet er mit „Madame Stern“ ein Sittengemälde unserer Zeit. In dieser sind erstaunliche Karrieren möglich, und erstaunliche Abstürze, die aus den Helden von gestern über Nacht entlarvte Plagiatoren, überführte Steuerhinterzieher, verurteilte Korruptionisten machen. Rosei interessiert sich wie wenige andere Autoren für das Schmiermittel jener großen Maschinerie, die seit einigen Jahren unablässig rattert, gewaltige Reichtümer und enorme Schulden erschafft und die Gesellschaft nach ihrem Rhythmus zu tanzen zwingt. Kurz, in seinen bisherigen Büchern geht es um Macht und Geld. Und, natürlich, um die Frage, wie die Gier den Einzelnen und die Gesellschaft zerstört.
[Quelle: Karl-Markus Gauss, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG]
… Auch deshalb, weil Roseis Studie nicht moralisierend daherkommt, sondern narrativ überzeugt: durch ihre fast diabolische Inszenierung, ihre meisterhafte Ironie, durch das manchmal auch nonchalante Dahinfahren über das Elend der Menschen. Als ginge es bloss noch um einen Nachtrag zu einer längst geklärten Geschichte. Unter der schwungvollen Oberfläche aber ist es dann deprimierender, denn Peter Rosei bringt nicht einfach Licht in das Dunkel. Er rückt die Dunkelheit selber ins Licht.
[Quelle: Samuel Moser, NEUE ZÜRCHER ZEITUNG]
Peter Rosei arbeitet seit Jahren unermüdlich an einem österreichischen Sittengemälde, das von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart reicht. Mit diesem veritablen Gesellschaftsroman schreibt er sein bemerkenswertes Projekt fort.
[Quelle: Bayern 2-BuchFavorit]
Mit hoher Meisterschaft auf knappstem Raum zeichnet Autor Peter Rosei (66) in seinem Roman "Madame Stern" das Porträt einer Giergesellschaft, die sich über ihre eigene Kulturlosigkeit hinwegtröstet.
Roseis famoses Buch hat mehr im Sinn: Es entblößt lässig einen Sozialcharakter.
DER STANDARD, Ronald Pohl
Mit seinem schmalen Roman, vielleicht eher einer Novelle und in der Tradition des 19.Jahrhunderts stehend, erweist sich Peter Rosei erneut als formidabler Erzähler. Die Story schreitet, die Chronologie nur behutsam, aber mit genauem Kalkül durchbrechend, zügig voran, überrascht jedoch immer wieder durch scheinbar beiläufige, in Wahrheit indes der Charakterisierung dienende Details und originelle Formulierungen. (…)
Peter Rosei behandelt in seinem Roman „Madame Stern“ die österreichische Zeitgeschichte halb spöttisch, halb resignierend. Der Roman ist detailfreudig wie ein Geschichtsbuch, aber weit unterhaltsamer.
DIE PRESSE, Thomas Rothschild
Seine letzten Bücher sind so dünn, dass man sie fast übersehen könnte. Doch das wäre ein großer Fehler – und man sollte sich durch die sehr überschaubaren Umfänge auch nicht täuschen lassen: Peter Rosei hat einen Auftrag. Unermüdlich arbeitet er seit Jahren an einem österreichischen Sittengemälde, das von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart reicht.
FALTER, Sebastian Fasthuber
Vergnüglich zu lesen. Was in «Madame Stern» besonders auffällt, ist eine deutliche Veränderung von Roseis Menschenbild. Im Vergleich etwa zu den traumverlorenen Exponenten seiner zauberhaften Prosa „Die Milchstrasse“ aus dem Jahre 1981 ist das Personal seiner letzten Romane schrecklich aufgewacht in eine abgrundtief hässliche, zugleich bedrückend real anmutende Alltagswirklichkeit.
In dieser Hinsicht kann «Madame Stern» als geradezu idealtypischer Beleg gelten: als Höhepunkt eines literarischen Unternehmens, das in einem rund 50 Titel umfassenden Werk von poesievoller Wehmut zu einem hoch ernüchterten Realismus vorgestossen ist. Zu hoffen bleibt, dass sich Peter Rosei dem heute fast schon zum Befehl gewordenen Ruf nach einer «Literatur, die etwas taugt» auch fürderhin in derart virtuoser und listiger, vergnüglich zu lesender Weise verschliesst.
[Quelle: Bruno Steiger, NEUE ZÜRCHER ZEITUNG]
Diese Geschichte einer rücksichtslosen Karrieristin ist trotz Geld und Gier und Bankermachenschaften kein zeitkritisches Lehrstück, sondern vielmehr ein wunderbar heimtückischer Heimatroman über das trübe Treiben der höheren Stände.
[Quelle: Ferdinand Quante, WDR]
Könnte also ein Roman sein, der einen bei der Lektüre auch kalt lässt. Aber verfehlt! Es wühlt einen gewaltig auf, denn es ist ganz dicht dran an den Berichten aller Tageszeitungen über die professionelle Coolness in unserer Gesellschaft, über mediale Selbstdarstellerei, höhnende Leere, Worthülsen, Dementis, Ehrversprechungen. Peter Rosei nämlich gelingt mit seiner 153-seitigen Geschichte von Aufstieg und Fall einer postmodernen femme fatale fast nebenbei etwas, was immer noch die Essenz von Literatur ist: Er stellt die Frage nach dem Wesen von uns Menschen.
[Quelle: Kathrin Krautheim, HERMANN]
Freizeitrose für die kulturelle Leistung der Woche: Er ist ein Star in der österreichischen Literaturlandschaft. Aber ein leiser, sodass man manchmal vergisst, wie gut Peter Rosei ist, wie gut er dichtet, verdichtet, Essenzen produziert. (…) Er schreibt seine persönliche „Menschliche Komödie“: zuletzt 2011 mit dem Roman „Geld!“, und jetzt mit „Madame Stern“, in dem es weniger ums übervolle Geldbörsel geht, sondern um Machtgeilheit und gesellschaftliche Anerkennung. Rosei dramatisiert die heutige Situation nicht, er sagt bloß: Wirtschaft kann so oder so sein, Menschsein kann so oder so sein. Wir können wählen. Ein klasser Bursch, mit Verlaub, ist er auch.
FREIZEITKURIER, Peter Pisa
Peter Rosei, scharfsinniger Beobachter und exzellenter Schreiber, hat nun seinem im Vorjahr erschienenen Roman „Geld“ noch eins draufgelegt und leuchtet auch in seinem neuen, knapp 155 Seiten umfassenden Roman „Madame Stern“ grell hinein in den Sumpf, in dem die Gesellschaft schon weit bis zum Halse steckt. (…)
Rosei bleibt in seinen Ausführungen immer der sachliche, distanzierte Beobachter. So wie ein Arzt den Zustand seines Patienten analysiert, so schreibt Rosei über den Zustand einer Gesellschaft, die nur eines zusammenhält: die Gier nach Macht und Geld.
NEUES VOLKSBLATT, Ursula Kammesberger
Davon erzählt Peter Rosei in einem charmant-lakonischen Tonfall. Emotionslos und mit fein-humoriger Ironie schildert der allwissende Erzähler die Begebenheiten in dem schön inszenierten Roman ,,Madame Stern", entwirft auf etwas mehr als 150 Seiten das Porträt einer Frau, einer korrupten Gesellschaft. Lesenswert!
RUHR NACHRICHTEN / MÜNSTERSCHE ZEITUNG, Britta Helmbold
Zumal Rosei hier mit einer Stilsicherheit, mit kunstvollen Pointierungen und sarkastischen Spitzen aufwartet, die das Lesen zum Vergnügen machen. Und das umso mehr, als seine Figuren direkt aus dem öffentlichen Leben in den Roman hineinspaziert zu sein scheinen. (…) Roseis Figuren sind von heute, sein Erzählgestus hingegen gibt sich allwissend und altmeisterlich, das aber auf leichte, lässige Art. Daraus entsteht ein ganz eigener Reiz. (…) Rosei dagegen belebt das bürgerliche Absturzdrama durch seine Erzählweise neu, natürlich mit gelinder ironischer Distanz. (…) Das ist viel, es ist selten und es ist hohe erzählerische Kunst mit zeitkritischem Biss.
BAYRISCHER RUNDFUNK, Diwan
… Weil das alles in einem ironischen Ton vorgetragen ist, merkt man gar nicht wie unsympatisch die Figuren eigentlich sind und kommt erst nach der Lektüre darauf, was für ein gnadenloses Sittenbild uns Rosei liefert.
Film Sound & Media
„Der Zorn, der Rosei antreibt, ist nicht heiß und leidenschaftlich, sondern eiskalt“, urteilt die APA über Madame Stern. Eine messerscharfe Analyse des Gierkapitalismus lautet der einhellige Tenor der Kritik.
ÖSTERREICH
In Peter Roseis schmalem und lakonisch erzähltem Roman von Aufstieg und Fall (nicht nur) der Madame Stern sitzt jedes Wort.
DIE FURCHE
Rosei ist ein Meister der Reduktion – jeder Satz ein Treffer, der gesamte Roman Vergnügen und Erkenntnis.
BUCHMEDIA, Ditta Rudle