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Evelyn Grill - Vanitas oder Hofstätters Begierden

Roman

Mit schonungslosem Blick zeichnet Evelyn Grill das Porträt eines ebenso kaltschnäuzigen wie bemitleidenswerten Dandy, dem die Ästhetisierung des Alltags die Erziehung der Gefühle ersetzt. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2005 Die Bücher, die von der Welt unmoralisch genannt werden, sind Bücher, die der Welt ihre eigene Schande zeigen. Oscar Wilde

Nicht Liebe war es, was den aufstrebenden Juristen Alois Hofstätter in die Ehe mit der Schauspielerin Olga trieb, der ein ganzes Stück älteren Witwe eines verstorbenen Klienten: es waren ihr Ansehen und ihr Vermögen, ihre leicht angereifte erotische Ausstrahlung und der nicht zu vernachlässigende Umstand, daß sie ein Kind von ihm erwartete. Hofstätters wahre und ewige Liebe gilt der Kunst und seine Leidenschaft dem Spiel, seit er kurz und glücklos einem jungen Mann verfiel, der seine Begierden nicht nur auf sich selbst, sondern auch ins Kasino zu lenken wußte. Die Gattin hält ihn schuldenfrei, und das Kind ist mittlerweile zu einem Jüngling herangewachsen, an dem sich die Sinne des praktizierenden Ästheten schadlos halten können, an dem sie einen Ausgleich finden für die körperlichen und seelischen Zumutungen der welkenden Gefährtin. Doch das Gefüge der großbürgerlichen Scheinwelt, welche die dekadenten Eitelkeiten der beiden befriedigt, ist brüchig: im Spannungsverhältnis zwischen äußerlicher Repräsentation und dem inneren Ungenügen, ja der immer weniger zu unterdrückenden Feindschaft, wachsen sich die Konflikte eines „falschen“ Lebens zu einem erbitterten Machtkampf aus, der schließlich in die Katastrophe führt. Mit schonungslosem Blick zeichnet Evelyn Grill das Porträt eines ebenso kaltschnäuzigen wie bemitleidenswerten Dandy, dem die Ästhetisierung des Alltags die Erziehung der Gefühle ersetzt. Die angemessene Empörung über das amoralische Verhalten ihres Protagonisten liefert die Autorin nicht mit; sie muß Sache des Lesers bleiben.

Erhältlich als

  • Hardcover
    192 Seiten
    Format: 110 x 190
    ISBN: 9783701714056
    Erscheinungsdatum: 01.01.2005
    22,00 inkl. MwSt.
  • E-Book
    192 Seiten
    Format: 110 x 190
    ISBN: 9783701743810
    Erscheinungsdatum: 01.01.2005

    Empfohlener Verkaufspreis
    7,99 inkl. MwSt.
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Autor*innen
Evelyn Grill

geboren 1942 in Garsten, Oberösterreich, gestorben am 15. Oktober in Bad Goisern, lebte als freie Schriftstellerin in Freiburg im Breisgau, seit 2017 in Linz. 2017 erhielt sie den OÖ-Landeskulturpreis für Literatur. Im Residenz Verlag erschienen: „Vanitas oder Hofstätters Begierden“ (2005, nominiert für den Deutschen Buchpreis), „Der Sammler“ (2006, mit dem Otto-Stoessl-Preis ausgezeichnet), „Wilma“ (Neuauflage 2007), „Das römische Licht“ (2008), „Das Antwerpener Testament“ (2011), „Der Sohn des Knochenzählers“(2013),  "Der Begabte" (2019), "Der Nachlass" (2022). 

Pressestimmen
Evelyn Grill entwirft in lapidarem Ton und drastischen Bildern souverän die Szenenfolge eines Lebens, das die Wirklichkeit nur in künstlerischer Bearbeitung gelten lässt. Ein erfrischend kühnes Buch.
Spiegel

Der Blick auf eine monströse Ehe in den besten Kreisen: Wir folgen Evelyn Grill gerne in dieses Labyrinth aus Kunst, Dekadenz und geheimen Lüsten.
Ulrich Weinzierl, Die Welt

Evelyn Grill ist von einer wüsten Fantasie umgetrieben, die sie tollkühn immer drastischere Wirklichkeitsbilder finden lässt. Diese Autorin soll gepriesen sein, und viele Leser mögen ihr verfallen.
Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten

„Vanitas“ ist ein gräßlich-amüsantes, kunstvoll komponiertes Buch …
Daniela Strigl, Literatur und Kritik

Kunst und falsche Pracht, Schönheitssinn und Prunksucht, ästhetisches Vergnügen und Eitelkeit, interesseloses Wohlgefallen und Wollust sind die Pole einer spätbarocken Weltanschauung und die Stoffe ihres Welttheaters, auf dem aber – ein besonders aparter Kontrast – nur moderne Figuren auftreten. Evelyn Grill zitiert viel Schönheit herbei und setzt dieser viel Schmutz entgegen …
Hannelore Schlaffer, FAZ

Evelyn Grill schont ihre LeserInnen nicht. Wer sich von ihr eine Geschichte erzählen lässt, muss damit rechnen, mit Anstößigem und Abstoßendem konfrontiert zu werden...Dass man den Büchern dieser Autorin dennoch bis zur letzten Seite mit großer Konzentration folgt, liegt vor allem an Grills Erzählkunst. Sie versteht es, mit ihrer genauen, unsentimentalen Sprache, dem Abstoßenden einerseits Faszination abzugewinnen und andererseits die finsteren Szenarien mit Humor zu durchbrechen.
Irene Prugger, Wiener Zeitung

Evelyn Grill hat für ihr verrückt-absurdes Geschehen die entsprechenden literarischen Mittel gefunden und ihren Erzähler mit quasi hofstätterscher Weltsicht ausgestattet. Der Wahnsinn und das Absurde werden erzählerisch so klar herausentwickelt, dass man sich in der zunehmend surrealen Wirklichkeit lesend einzurichten beginnt. – Für literarisch Interessierte sehr zu empfehlen.
Reinhard Ehgartner, Bibliotheksnachrichten

Grill taucht ein in die Perversionen einer Gesellschaft, die noch immer untergeht. „Vanitas“ ist ein österreichisches, ein amoralisches Buch. Es führt kommentarlos böse ins Dunkel hinter all dem Ästhetizismus und Feinsinn.
Tiroler Tageszeitung

Mit kräftigen Bildern schildert sie das Leben eines Ehepaares, dem Repräsentation über alles geht und das nur dafür lebt, die eigenen Eitelkeiten zu befriedigen. Grill beschreibt dieses Paar sehr eindringlich und mit drastischen Bildern, dabei zeigt sie aber auch kräftige Ironie und Witz.
Buchmedia Magazin

...man kann gar nicht anders, als die präzis realistische Beschreibung der Autorin zu bewundern, die beängstigende Aufmerksamkeit, mit der sie noch die gruseligsten Details bis in letzte Hautfalten und medizinische Gerätschaften ausformuliert.
Kieler Nachrichten

Es ist eine herrschaftliche, reiche, dekadente und perverse Gesellschaft, die Evelyn Grill in ihrem neuen Roman „Vanitas oder Hofstätters Begierden“ entwirft. (...) Seinen Reiz bezieht er aus dem raffinierten Kontrast zwischen höchstem ästhetischen Kunstverstand und tiefsten menschlichen Abgründen. (...) Wie ein altmeisterliches Tableau entwirft Grill die bizarre Handlung als lebendes Bild, als eine Groteske. Und enthält sich dabei wohltuend jeder moralischen Wertung.
Anita Pollak, Kurier

Ein Roman als schonungslos-gekonnte Inszenierung einer großbürgerlichen, repräsentativen Scheinwelt, schnörkellos erzählt und kunstvoll arrangiert. Eine wahrhaft frostig-schauerliche Kaltnadelprosastudie.
Georg Pichler, Die Presse

Die seit 1986 in Deutschland lebende Autorin schafft es großartig, ein „Paralleluniversum“ zu entwerfen, dessen Bewohner Schönheit, Ästhetik und Feinsinnigkeit proklamieren, jedoch nur der eigenen Verrohung zusehen können. (...) Ein unmoralisches Buch. Ein gutes Buch.
Wolfgang Huber-Lang, Neues Volksblatt

Wie man es von ihr gewohnt ist, schont Evelyn Grill den Leser nicht. Sie mutet ihm hier allerlei Szenen zu, in denen Erotik und Verfall eine abstoßende Allianz eingehen. Ihr bewundernswert kalt sezierender Blick nimmt den toten Körper nicht aus. Mit gemeißelten Sätzen steuert der makellos konstruierte Roman auf die finale Katastrophe zu. Sein Ton schmiegt sich dem Habitus seines Helden konsequent an: Er ist absolut indifferent.
Bettina Schulte, Badische Zeitung

Der Text hat Schönklang, stilistischen Charme, weckt zuweilen die Assoziationen zu schwebender tänzerischer Anmut. (...) Eine starke Rückkehr des Residenz-Verlags auf die Belletristik-Szene Österreichs.
Reinold Tauber, Oberösterreichische Nachrichten

Grill zeichnet ein knallhartes und schnörkelloses Psychogramm eines Menschen, der komplett außerhalb jeder konventionellen ethischen und moralischen Normen agiert. Konsequent verzichtet sie dabei auf jegliche Moralisierung. (…) Unbeeindruckt bleibt man davon nicht.
Brigitte Kompatscher, Neue Vorarlberger Tageszeitung

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Eine alte Frau sitzt in ihrem Lehnstuhl, ihre Gedanken gehen zu ihrer Tante Paula, von der sie dieses Möbelstück geerbt hat, und zu ihrer eigenen aufgezwungenen Einsamkeit. Denn es herrscht Pandemie und sie ist zur „vulnerablen Person“ erklärt worden. Als solche wird sie vorsorglich abgesondert und „keimfrei aufbewahrt“, vielleicht wird sie unter dieser Schutzglocke ja hundert Jahre alt. Tante Paula hingegen ist keine fünfzig geworden, sie wurde deportiert und der Lehnstuhl ist alles, was von ihr geblieben ist. Zwischen glasklarer Erkenntnis und zunehmender Verwirrung kreist das Denken der alten Frau um das Leben, das geschützt wird, und jenes, das als „unwert“ bezeichnet wird, um gesellschaftliche Gewalt – und um das Glück, von niemandem behelligt zu werden.

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Begabt ist der Junge gewiss, den „kleinen Mozart“ nennen sie ihn in dem Städtchen. Doch jetzt sitzt er im Gefängnis – zu Unrecht? Schicht für Schicht steigen wir in die Tiefen seiner Erinnerung. Mit geradezu qualvoller Raffinesse enthüllt Evelyn Grill, wie aus einem Jungen, der ohne Freunde und ohne Mutter bei seinen Großeltern aufwuchs, der von seinem Opa, dem Schuldirektor, einer Autorität im Ort, aufgezogen und gefördert, gehätschelt und erniedrigt wurde, ein Verdächtiger, vielleicht ein Mörder wurde. Denn die Oma ist tot, erschlagen mit einer Hacke, und der Opa, der war im Wirtshaus, als es geschah. Meisterlich zieht Evelyn Grill die Fäden dieses grausamen Romans über die alltägliche Gemeinheit und die Sehnsucht nach Anerkennung.

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Acht Monate ist es her, dass Titus’ Mutter spurlos verschwand. Als Italienerin war sie im Dorf eine Fremde geblieben. Der Vater hatte sie von einer Forschungsreise mitgebracht. Nun kursieren Gerüchte, Vermutungen: Hat der See sie verschluckt, ist sie mit einem Liebhaber durchgebrannt oder wurde sie Opfer eines Verbrechens? Titus ist schon seit Jahren ein Außenseiter. Durch ein Brandmal gezeichnet, meidet er die Menschen. Das Angebot, dem neuen Totengräber zu assistieren und bei ihm zu wohnen, erscheint ihm als Möglichkeit, der Enge des Vaterhauses zu entkommen. Doch der Totengräber ist kein Unbekannter … Evelyn Grill führt ihre Leser in eine düstere Welt voller Geheimnisse. Fesselnd bis zum großen Knall!

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Evelyn Grill - Das Antwerpener Testament

Ein Jahrhundert, eine Familie, eine Ehe. Und nichts als Lügen. Als Henriette Stanley stirbt, ist die Familie, die sich um ihr Grab versammelt, schon nicht mehr groß: Da ist Harry, ihr „geistesgestörter“ Sohn, auf dem einst die Hoffnungen der Familie, Reeder aus Antwerpen, lagen. Da ist ihre Tochter Ann mit ihrem deutschen Mann, deren Ehe Henriette nicht verhindern konnte, obwohl sie die Verbindung nach dem Krieg um ihr Erbe aus Belgien gebracht hat. Und da ist die Schwester ihres Mannes, der vor vielen Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Niemand spricht mit ihr, aber sie allein weiß, was aus ihrem Bruder geworden ist und was in dem Testament aus Antwerpen wirklich gestanden ist. Und sie weiß auch, dass jede Anstrengung, vergessen zu wollen, vergebens ist. Dieser Roman ist ein großes Gemälde, und Evelyn Grill beweist darin ihre ganze Meisterschaft. Sie erzählt die Geschichte einer Ehe, den Roman einer Familie voller Risse, in denen die Abgründe eines ganzen Jahrhunderts erkennbar werden.

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Evelyn Grill - Das römische Licht

Xenia ist Malerin. Als sie ein Stipendium erhält und nach Rom eingeladen wird, sieht sie ihre Chance gekommen, als Künstlerin aus dem Schatten zu treten. Kaum ist Xenia in Rom angekommen, erreicht sie ein Anruf der Schwester aus der Heimat: ihre Mutter, eine gefeierte Schriftstellerin, sei bei einer Lesung zusammengebrochen, sie liege im Koma. Die Mutter, der ihre Geltung immer wichtiger war als die Familie, ihre Kunst wichtiger als die Kinder: Ihretwegen soll Xenia zurückkehren, auf die Chance verzichten, sich selbst Geltung zu verschaffen – nicht zuletzt gegenüber der Mutter? Deren Schweigen, deren Sterben und die eigene Distanz zwingen Xenia zur Auseinandersetzung mit der Kindheit, dem Egoismus der Mutter und nicht zuletzt mir ihrer eigenen Kunst – dem Egoismus der Tochter. Xenia bleibt: wegen der Mutter, die für ihre Vorwürfe unerreichbar ist, und wegen der Liebe zu Alma, der Fotografin, die auf mysteriöse Weise verschwindet; auch sie, ohne sich zu verabschieden. Evelyn Grill ist unverwechselbar: nüchtern, lapidar, ohne Sentimentalität.

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Die Geschichte zweier Frauen, die die Gesellschaft in eine Umarmung treibt, in der sie nach und nach ersticken. Für die Einheimischen in dem abgeschiedenen Dorf im Salzkammergut ist Wilma eine Ausgeburt, ein Monster und keine der Ihren: Sie ist ein geistig zurückgebliebenes, dickleibiges und verschlossenes Kind – ein Kind ohne Eltern. Ihre Hilflosigkeit weckt die Liebe der verwitweten und kinderlosen Agnes, die ihr Pflegekind gleichermaßen umarmt wie umklammert. In ständiger Angst um Wilma versucht sie das dürftige Glück ihrer Zweisamkeit gegen die Bedrohungen von außen, gegen die Dorfbewohner und den Zugriff der allgemeinen Wohlfahrt zu schützen. Doch ihr Glück gründet auf Abhängigkeit und wird Wilma und Agnes in der Enge ihrer Abgeschiedenheit letztlich zur tödlichen Falle. Evelyn Grill zeigt in "Wilma" die Qualitäten, die sie mit ihren zuletzt erschienenen Romanen "Vanitas" und "Der Sammler" zu einer der herausforderndsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur gemacht haben: Sie erzählt in kompromisslos lapidarem Ton, ohne Sentimentalität und wohlfeile Moralität und scheut nie den Blick in menschliche Abgründe.

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Roman

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