Bozena gehört zu den großen starken Frauen der Weltliteratur und begründete 1875 Marie von Ebner-Eschenbachs Ruhm: Die schöne Dienstmagd mit ihrem „Paar rabenschwarzer Augen“, die „auch der mutigste Mann nicht ohne leises Grauen in Ungnaden auf sich gerichtet sah“, opfert ihr Leben der Buße für den erotischen Fehltritt, der das ihr anvertraute Mädchen ins Unglück gestürzt hat. Ebner-Eschenbach zeichnet das ergreifende Porträt einer aufrechten Frau und zugleich ein Panorama der Gesellschaft am Vorabend der 1848er- Revolution. Von der Kehrseite der Erziehung, der Überforderung durch eine mörderische Pädagogik, erzählt die brillante Novelle „Der Vorzugsschüler“ (1898), die Friedrich Torbergs „Schüler Gerber“ vorwegnimmt.
„April in Stein“ erzählt vom (Über-)Leben im Zuchthaus, von Zwangsarbeit und politischem Widerstand, vor allem aber erstmals vom Massenmord in Krems.
Während der NS-Gewaltherrschaft war das Zuchthaus in Krems-Stein das größte der „Ostmark“. Hier wurden Regimegegner eingesperrt – Kommunisten und „Saboteure“, Widerständler aus Österreich und Osteuropa. Am 6. April 1945 öffnet der Gefängnisdirektor angesichts der vorrückenden Roten Armee die Tore der Haftanstalt, doch SS, SA und lokale Bevölkerung jagen und ermorden Hunderte politische Häftlinge in einem beispiellosen Massaker. Einigen gelingt die Flucht, einige überleben versteckt im Keller, und ihre Berichte bilden die Grundlage von Robert Streibels vielstimmigem Panorama.
am 6. April 2015 ist der 70. Jahrestag des Häftlingsmassakers von Krems-Stein
Mit einem unverwechselbaren, weiblichen Sound erzählt Benova vom Unterwegssein
Jana Benovás „Abhauen!“ ist ein schneller, wunderbar rebellischer Text, ein Roman, in dem sich lyrische Momente und unerwartete Wendungen abwechseln.
Rosa , das Mädchen vom Hauptbahnhof, aufgewachsen im Plattenbau hinter den Geleisen, weiß: Sie muss abhauen, den Alltag hinter sich und Träume wahr werden lassen, aufbrechen ins Unbekannte, unterwegs sein, egal wohin. Auch die erwachsene Rosa, nunmehr verheiratet mit dem Dichter Son, flieht vor einem Alltag aus Ehe, Arbeit, Sex, Cellulitis und politischer Theorie. Sie geht mit dem Marionettenspieler Corman auf eine atemlose Reise voller Verheißungen, vielleicht ans Meer, vielleicht nach Paris.
Erhältlich als
Hardcover
Aus dem Slowakischen von Andrea Koch-Reynolds
136 Seiten
Format: 125 x 205
ISBN: 9783701716449
Erscheinungsdatum: 19.02.2015 €
20,00
inkl. MwSt.
E-Book
Aus dem Slowakischen von Andrea Koch-Reynolds
136 Seiten
Format: 125 x 205
ISBN: 9783701744985
Erscheinungsdatum: 19.02.2015
Mühelos und stilsicher zaubert Gesa Olkusz das Vergangene in die Gegenwart und die Magie in den Alltag.
Von Heimsuchungen geplagt, irrt Filbert durch Berlin. In einer Schneenacht trifft er Mae, ihre Liebe scheint einfach und endgültig. Noch kann Filbert nicht zur Ruhe kommen, die Legenden um seinen Großvater, der als Widerstandskämpfer in den Wäldern Osteuropas den Heldentod gestorben ist, treiben ihn um. Dann aber taucht Aureliusz auf, der nicht so harmlos ist, wie er aussieht: bloß ein Junge in einem löchrigen Pullover, und doch vermag er durch die Zeiten zu reisen auf seiner Suche nach der Wahrheit. Aber die lässt sich nicht so leicht finden, wenn jeder eine andere Geschichte erzählt und Filbert eigentlich nur Mae zurückhaben möchte.
Die Geschichte der ungewöhnlichen Familie Wirring ist eine Hymne auf Freiheit, Aufbegehren und Anarchie.
Wie das berühmte gallische Dorf trotzt das alte Bauernhaus der Wirrings den umgebenden Beton-Wohnblöcken im Salzburger Land. Der bornierten Nachbarschaft ist es ein Dorn im Auge, der lustvollen Alltagsanarchie der vier Familienmitglieder bietet es jedoch ein verlässliches Zuhause: Claudia, Kämpferin für Umwelt und gesellschaftliche Erneuerung, Werner, ehemals Werbeguru, Lebensforscher, Großvater Peter, genannt Pete Wire, Rockmusiker, und Sohn Rolf, der versucht, sich auf all das einen Reim zu machen. Bis eines Tages ein sterbenskranker Mann in der Tür steht und behauptet, die uneheliche Frucht der Begegnung des Rock-Opas mit einer Kellnerin zu sein… Damit setzt er eine turbulente, drei Jahrzehnte umspannende Familienerzählung in Gang.
Wer schreibt, ist auch viel unterwegs: Lesereisen und Recherchen, kleine Fluchten und große Fahrten, Spurensuche und Fernweh. Manchmal geht es auch nur darum, die Welt vorbeiziehen zu lassen und sich selbst dabei fremd zu werden. „Am Zug“ versammelt Texte zeitgenössischer Autoren rund um das Bahnfahren: aufregende Bahnhöfe und unfreiwillige Aufenthalte, End- und Zwischenstationen, flüchtige Begegnungen und schicksalhafte Zufälle, Schlafwagenabenteuer und Speisewagengeplänkel. Reisen bei Tag und bei Nacht stehen im Mittelpunkt eines vergnüglichen Lesebuchs, das uns von Station zu Station begleitet.
Mit Texten von Alois Brandstetter, Karl-Markus Gauß, Daniel Kehlmann, Michael Köhlmeier, Kurt Palm, Erika Pluhar, Julya Rabinowich, Peter Rosei, Eva Rossmann, Gerhard Roth, Tex Rubinowitz, Susanne Scholl, Julian Schutting, Ilija Trojanow, Anna Weidenholzer.
„Wir versuchen doch alle nur, auf der goldenen Kugel zu tanzen, ganz egal, wie und wohin sie rollt“, meint der Schweizer Geschäftsmann Weill, Spezialist für Import/Export, im Wiener Café Imperial philosophisch zu seinem Partner Blaschky. Währenddessen fantasiert der abgehalfterte Dichter Josef Maria Wassertheurer am Brunnenmarkt über sein nächstes Meisterwerk und im fernen Sankt Petersburg erwartet ein geheimnisvoller Herr Tschernomyrdin den entscheidenden Anruf. Das kriminelle Netzwerk der Globalisten spannt sich von Zürich und Paris nach Bukarest und Moskau bis ins idyllische Salzkammergut. Mit leichter Hand hat Rosei ein Satyrspiel geschaffen, das die Wirklichkeit zur Deutlichkeit entstellt – so bösartig, dass es zum Lachen ist.
Zwei Schwestern in einem Haus am Waldrand: Mehr braucht es nicht für ein Machtspiel an den Grenzen des Verbotenen.
Karin lebt mit ihrem Freund Alexander in dem Haus am Waldrand. Auch ihre Pflegeschwester Lisa hat da früher gelebt, ebenso wie die Eltern August und Inge, die Geschwister Margarethe und Peter. Damals waren Karin und Lisa glücklich, sie sind gewachsen wie wilde Brombeersträucher, sind Hand in Hand zum Grund des Sees getaucht und haben sich in engen Wurzelhöhlen versteckt. Dann ist etwas geschehen, August ist tot und das Pflegekind wurde verstoßen. Jahre später holt Karin Lisa zurück und die beiden verstricken sich in ein ebenso verstörendes wie betörendes Spiel, sie geraten in einen Sog von Abhängigkeit, Anziehung und Abstoßung, der uns bis zur letzten Seite in seinen Bann schlägt.
Unbarmherzig wie das 20. Jahrhundert und beglückend, wie es nur ganz große Literatur zu sein vermag
Im Rumänien der Zwischenkriegszeit geboren, in Armut aufgewachsen und von den Kriegswirren nach Österreich gespült, kannte Frau Bertas Leben nur Demütigung, Schmerz und Elend. Diese Landschaften der Niedertracht sind es, die sie, nun im Altersheim, vor dem Erzähler ausbreitet. Der wiederum, wohnhaft in der von Tätowierten, Einarmigen und großherzigen Schwedinnen bevölkerten Adlerschen Pension, beginnt sich in dem Heim mit seinen zwielichtigen Insassen und Pflegern wohlzufühlen und zeichnet getreulich Frau Bertas Bericht auf.
Max Blaeulichs Werk funkelt in allen Schattierungen der Verzweiflung. So sprachmächtig und gnadenlos ist die existenzielle Einsamkeit seit Kafka nicht mehr beschrieben worden.
Österreich in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft. Die dritte Amtszeit des rechtspopulistischen Bundeskanzlers Michael Hichl hat begonnen, das Land ist nicht nur frei von Ausländern, sondern auch heruntergewirtschaftet, international isoliert und gebeutelt von Inflation und Arbeitslosigkeit. So macht sich Familie Putschek auf den Weg, um in einem der reichsten EU-Länder eine Zukunft zu suchen: der Türkei. Auf ihrer abenteuerlichen Flucht begegnen die Putscheks burgenländischen Schwarzhändlern, echt arischen Ungarn, zwielichtigen Schleppern, politisch verfolgten Kärntnern und landen in einem Istanbuler Flüchtlingslager. Doch Integration ist eine wirklich schwierige Aufgabe, wenn ein Familienmitglied allmählich in den Wahnsinn gleitet.